home, Inhalt,
letzter Beitrag vom 8.1.2010

Woher kommt die Begeisterung für Türme?

Die einen sagen, der Turm sei ein Phallussymbol und spiegelt die Manneskraft wieder. Andere verweisen auf ihre durch Märchen verzauberten Kinderjahre und wollen beim Anblick eines Turmes je nach Geschlecht Rapunzel oder Prinz sein. Fakt ist jedoch, daß Türme sehr langlebige Bauwerke sind, die ihre Macht über die Zeit selbst in verfallenem Zustand noch deutlich dokumentieren. Von den alten Saaleburgen steht mindestens noch ein Bergfried, die Geschlechtertürme im Toskanischen San Gimignano vertreten noch immer ihre längst ausgelöschten Adelsfamilien und von mittelalterlichen Stadtbefestigungen zeugen oft nur die übriggebliebenen Türme.
Auszug aus der Studienanleitung
dein dickster Freund der Kasseturm

Der Kasseturm

Von Weimars alter Stadtmauer ist kaum noch etwas zu sehen, doch der ihr zugehörige Kasseturm steht fest und unumstößlich. In meinen Studentenjahren verbrachte ich fast jeden Abend in dem FDJ-Studentenklub zwischen den mächtigen Mauern. Coole Location mit viel Livemusik und dem halben Liter Ehringsdorfer Dünnbier für 80 Pfennige.
Der Zutritt war nicht jedem gestattet. Es war ein Privileg der studentischen Jugend, sich in dreart schönen Häusern zu vergnügen. Die Parteiführung hat schon gewußt, daß Unruhen und politische Proteste am ehesten von den Studenten zu erwarten sind und deswegen ein perfektes Freizeit- und Einlullprogramm für die zukünftigen Akademiker gestartet. Der Bärenzwinger in Dresden, die Moritzburg in Halle, die Moritzbastei in Leipzig und eben der Kasseturm in Weimar waren wunderbare Klubs, für die man die Zugangsberechtigung, den Studentenausweis, ungern aufs Spiel setzte.
Ich habe mich zugegebener weise im Kasseturm ganz gerne einlullen lassen und wohlmöglich dort meine Liebe zu Türmen entwickelt.
Heute kann jeder ins dicke, runde Haus, welches in Deutschlands kneipendichtester Innenstadt immer und oft zuviel Platz für Gäste hat.
weiter

17.5.2001