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letzter Beitrag vom 8.1.2010
Arabati Baba Teke

Tetovo

Von Tetovo wird in den letzten Tagen in den Medien berichtet. Die kleine Stadt liegt im Nordwesten von Mazedonien im Tal des noch wachsenden Vadar-Flusses, unweit der Grenzen zu Albanien und dem Kosovo. Oberhalb der Stadt in der Nachbarschaft deutscher KFOR-Truppen liegen albanische Schützen und kontrollieren das Geschehen. Als wir 1998 mit meinem Einhundertdreiundzwanziger Benz, dem unauffälligsten, weil oft gebrauchten Wagen in dieser Region, von Sofia kommend, das mazedonische Land durchfuhren, machte ich mir ein Bild von den einfachen Lebensumständen im Staate Alexanders des Großen. Die ländlichen Gegenden waren sehr spärlich besiedelt und selbst in der Hauptstadt Skopje machte sich eine Aufbruchstimmung, wie ich sie mit der frisch errungenen Unabhängigkeit erwartete, für mich nicht so richtig bemerkbar.
Erst in einigen Orten vor Tetovo erstaunte mich eine rege Bautätigkeit. Überall standen diese frisch gemauerten, unverputzten Ziegelbauten an der Straße, bis hinein in die Stadt, in der wir zu übernachten gedachten.
Von der Fahrt etwas ausgehungert, beschleunigten wir die Quartiersuche und fanden im Arabati Baba Teke, wie im Reiseführer beschrieben, Zimmer, die um einiges über unserer Preisklasse lagen. Doch die Leere in unseren Mägen trieb uns in dämmernder Stunde eher in ein Restaurant, als auf die Jagd nach einem billigen Privatzimmer.
Im Stadtzentrum leuchtete die alte, fabelhaft restaurierte bunte Moschee, die durch den Fluß von einer mittelalterlichen Basilika getrennt war. Zu meinem großen Erstaunen befand sich in dem christlichen Gemäuer, wie es auf dem Dämmerfoto rechts zu sehen ist, eine Pizzeria, die wir sogleich zur Nahrungsaufnahme aufsuchten.
Diese sonderbare Verwendung eines Kirchenbaus verdeutlicht schon etwas die ethnische Zusammenstellung der Bevölkerung. In Tetovo leben sehr viele Albaner, und wie ich aus Gesprächen erfahren konnte, siedelten sich die meisten erst in den letzten Jahren dort an, was die Bautätigkeit in der Region erklärt.
Albaner, die in Deutschland oder anderen Industriestaaten ein kleines Vermögen angeschafft haben, bauen ihre Häuser nicht in Albanien. Dort ist es ihnen zu unsicher. Es gab so viele Albaner, die uns von der geplanten Durchquerung ihres Landes gewarnt haben, daß zumindest die Mehrheit meiner Autoinsassen die Aktion gegen meinen Willen auf demokratischem Weg verwarf.
Nach erholsamer Nacht schaute ich mich im Arabati Baba Teke etwas um. Dieser, einige Hektar große von wuchtigen Mauern umschlossene Komplex wird als Derwisch-Kloster bezeichnet, doch Klöster gibt es eigentlich nicht in der moslemischen Welt. Ich glaube, es handelt sich um eine Erholungsstätte für Derwische vergangener Jahrhunderte. Ich konnte eine albanische Hochzeit beobachten und fand in einem Garten einige Dutzend dieser schönen Steine auf dem Foto ganz oben.
Pizza in der Basilika
eine der nagelneuen Moscheen südlich von Tetovo Da uns der Weg durch Albanien versagt blieb, setzten wir die Reise zum Mittelmeer nach Süden, in Richtung Griechenland fort. So konnten wir noch viele neue albanische Siedlungen mit ihren noch frisch glänzenden Kupferdachmoscheen bis hin zum Ochidsee beobachten. Übrigens schmeckt die Ochidseeforelle vorzüglich, kein Wunder bei einem geologisch so interessanten Gewässer. Ich befürchte, daß es der älteste See Europas ist, also ein Ursee, in dem sich viele Lebewesen in ihrer ursprünglichen Art erhalten haben.
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17.3.2001