home, Inhalt,
letzter Beitrag vom 8.1.2010

Der große Baum

Einige Kilometer vom Jakobsturm entfernt steht die große Lärche. Das alte Hinweisschild gibt Informationen in neuer Rechtschreibung. Einige neue Wegweiser, die dem spärlichen Tourismus auf die Sprünge helfen sollen, sprechen sogar von der ältesten Lärche Deutschlands.
Ich führe gerne meine Gäste zu diesem Fleck, doch gelingt es mir nur selten, Besucher auch für einen zweiten Gang zum großen Baum zu gewinnen. Die Erinnerungen an diese Pflanze dauern zu lange und vor allem sehr schmerzlich an.
Der wundersame Nadelbaum steht mitten in einem riesigen Feuchtgebiet. Ein Sumpf schließt sich an den anderen an. Die Mücken haben hier ideale Brutmöglichkeiten und stürzen sich mit größter Lust auf die zarte, weiße Menschenhaut.
Die Sumpfschildkröte wird in dieser Region immer wieder gesichtet. Sie hat ein schönes Leben, da sie durch ihren festen Panzer den Mücken keine Chance bietet.
Als richtig spektakulär wird die Lärche eigentlich von den wenigsten empfunden. Immer mehr Touristen besuchen die entfernten Kontinente und bringen Fotos von Mammutbäumen und anderen superlativen Riesenpflanzen mit nach Europa. Selbst die einheimischen tausendjährigen Eichen in Ivenack bei Stafenhagen erfreuen sich größerer Bewunderung. Bizarre Formen und Spuren des nagenden Zeitzahns sind der Schlüssel zum Erfolg.
Ein derart gerade gewachsener und gesunder großer Baum wie meine stolze Lärche begeistert höchstens einen Eigenheimbauer, der hier herrliches Baumaterial für mehrere Häuser vor sich stehen sieht.
Ich genieße jedoch den Aufenthalt am Fuße des Riesen und gebe gern einen Tropfen Blut als Eintrittsgeld an die Mücken.

17.8.2002

Inhalt