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letzter Beitrag vom 8.1.2010

Zu Pfingsten sind die Geschenke am geringsten

Diesen Spruch las ich während meiner Tätigkeit an einem längst geschlossenen Berliner Theater jedes Jahr, als freundlichen Eintrag eines Kollegen im Dienstbuch. Jetzt, als Privatmann mit Schweigegeldbezügen vom Arbeitsamt muß ich ihn selbst niederschreiben und meinen Lesern als Geschenk darbieten.
Natürlich soll das nicht alles zum Fest sein. Ich will noch einen Turm vorstellen, für den ich mich schon 1996 mit einem Kaufantrag bewarb. Das Bauwerk ist nicht unbedingt schön und dazu noch recht verfallen, doch es liegt so wunderbar verwunschen im Wald, daß der Aufenthalt an diesem Ort eine wahre Freude ist. Eigentlich gehört dieser Turm zum Ensemble des Rheinsberger Schlosses und wurde aus mir verständlichen Gründen nicht an mich verkauft. Doch die Stadt hat am Gebäude noch immer nichts unternommen. Es verfällt zunehmend und hätte die Zuwendung eines Privatmannes verdient.
Zumindest wurden die hohen Bäume entfernt, die den drei Kilometer weiten Blick vom Schloß, auf dessen Achse nach Süden, direkt zum Leuchtturm wieder zuläßt.
Woher stammt denn der Name "Leuchtturm"? Derart bezeichnete Gebäude gehören doch ans richtige Meer, und nicht in einen Ozean wogender Kiefern und Fichten.
ich stehe auf einem Hügel, das macht mich größer
tas-ke-te, der Hilferuf auf japanisch Ich erzähle am liebsten die wirklich wahre Geschichte.
Friedrich der Junge nutzte in seinen Rheinsberger Jahren die Abgeschiedenheit und stellte außerhalb der Kontrolle seines Vaters so einige kulturelle und künstlerische Dinge an, für die er noch immer gerühmt wird. Es muß heiß her gegangen sein, besonders zu Pfingsten.
Der strenge, erziehungsberechtigte Soldatenkönig ließ sich unangemeldete Kontrollen allerdings nicht nehmen. Doch die Straße von Potsdam nach Rheinsberg führte genau am Leuchtturm vorbei und ehe die königliche Kutsche den schlechten Weg zum Schloß bewältigen konnte, sandte das viel schnellere Licht einer lodernden Fackel die bedrohliche Nachricht zum feiernden Friedrich. So blieben noch einige Minuten für Aufräumungsarbeiten, Garderobenwechsel und heißes Wasser. Zufrieden fanden sich Prinz und König am wohl gedeckten Kaffeetisch ein, dank des mit wachsamen Personal besetzten Leuchtturmes.

Frohe Pfingsten

1.6.2001
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